Anlässlich unseres 10jährigen Bestehens im Jahr 2023 haben Prof. Dr. Claudius Ohder und Prof. Dr. Sabrina Schönrock eine Bestandsaufnahme durchgeführt und 46 Projekte ausgewertet. Ihre Auswertung verdeutlicht das inhaltliche wie methodische Profil des Instituts. Sie stellt die Vielfalt der Forschungsaktivitäten am FÖPS dar. Eine Übersicht bzw. Kurzdarstellung aller aktuellen bzw. früheren Projekte finden Sie auf unserer Webseite.
1. Auf welchen Bereich der Sicherheit (als Forschungsgegenstand) beziehen sich die Forschungsprojekte?
Zwei Drittel der Projekte (35) beziehen sich auf den Bereich der Öffentlichen Sicherheit. Hierbei stehen vor allem die rechtlichen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen polizeilichen Handelns im Fokus. Der Bereich der privaten Sicherheitsforschung bezieht sich dagegen vor allem auf den Schutz und das Krisen- und Katastrophenmanagement für kritische Infrastrukturen und die Sicherheit von Unternehmen und Privatpersonen.
2. Auf welche Sicherheitsakteure konzentrieren sich die Forschungsprojekte?*
Fast die Hälfte der Projekte (22) bezieht sich auf die Arbeit von Polizeibehörden, in 17 Projekten sind auch andere öffentliche Einrichtungen bzw. deren Mitarbeiter*innen beforscht worden (z.B. Ordnungs- und Verkehrsämter, Jugendämter, Strafvollzugseinrichtungen). Um zivilgesellschaftliche Perspektiven bemühten sich immerhin 15 Projekte, bei denen Bürger*innen bzw. die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen im Mittelpunkt standen.
3. Welche Bedeutung hat Evaluation?
Die wissenschaftliche Auswertung erwünschter Wirkungen bzw. unerwünschter Nebenfolgen von Sicherheitsmaßnahmen (Evaluation) ist oft sehr zeit- und personalaufwändig, in vielen Fällen auch methodisch schwierig umzusetzen. Bei etwa einem Drittel der durchgeführten Projekte (16) spielten evaluative Ansätze eine wichtige Rolle.
4. Mit welchen Partner/innen kooperiert das FÖPS in seinen Forschungsprojekten?
Der fachübergreifende Austausch und die interdisziplinäre Zusammenarbeit sind wesentliche Qualitätsmerkmale zeitgemäßer Forschung. In etwa drei Viertel aller Forschungsprojekte kooperierte das FÖPS (37) mit anderen Wissenschaftler*innen, die in der Regel von anderen Hochschulen bzw. Forschungseinrichtungen kamen.
5. Inwiefern sind sogenannte Praxispartner (Anwender/innen) an den Forschungsprojekten beteiligt?*
In der Sicherheitsforschung stehen meist praxisbezogene Fragen und Probleme im Vordergrund. Das zeigt sich auch in der Zusammensetzung der Projektpartner*innen der FÖPS-Forschung: in drei Viertel der Projekte (38) sind (Polizei-)Behörden oder andere staatliche Einrichtungen als sogenannte Praxispartner beteiligt.
6. Wie werden die am FÖPS angesiedelten Projekte finanziert?
Etwas mehr als ein Drittel der Projekte (19) war traditionelle Drittmittelforschung, die aus den Etats der Bundesministerien oder der EU, der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder von Stiftungen finanziert wurde. Bei einem weiteren Drittel der Projekte handelte es sich um sog. Auftragsforschung, die durch die jeweiligen Auftraggeber*innen (z.B. Polizei und andere Behörden oder Ministerien) finanziert wurde; der Rest wurde aus hochschuleigenen Mitteln (der HWR Berlin bzw. des IFAF-Verbundes) bestritten. Bei keinem der bisher durchgeführten Projekte gab es eine Mischfinanzierung von mehreren Geldgebern.
7. Welche Felder wurden beforscht? Werden Schwerpunkte bzw. Profillinien sichtbar?
Die Sicherheitsforschung am FÖPS Berlin hat einen starken Schwerpunkt in der sozial- und rechtswissenschaftlichen Herangehensweise. Das zeigt sich auch in der disziplinären Verortung der Forschungsprojekte, von denen die Hälfte (23) als klassisch sozialwissenschaftliche Untersuchungen und weitere zehn Projekte als rechtswissenschaftliche (Begleit-)Forschung einordnen lassen, bei denen es meist um die ethisch/rechtlichen Aspekte neuer Technologien oder Verfahren ging. Bisher gab es am FÖPS Berlin keine Projekte, die ausschließlich rechts- oder polizeiwissenschaftliche Untersuchungen darstellten.
Abschließend eine Übersicht der wichtigsten Themen aus den verschiedenen Forschungsbereichen des FÖPS:
Automatisierung und KI**
Automatisiertes Fahren im städtischen Kontext
Lenkgesten zum Teil- und Hochautomatisierten Fahren
Detektion unkonventioneller Spreng- und Brandvorrichtungen mittels intelligenter analytischer Sensorik
Detektion von falschen und manipulierten Identitäten mit Hilfe künstlicher Intelligenz
Detektion von in Fahrzeugen versteckten Personen / rechtliche Bewertung von neuen technischen Verfahren
Mobile berührungslose Identitätsprüfung im Anwendungsfeld Migration
Rechtliche Bewertung von IT / KI gestützter Innovation im Straßenverkehr
Vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz für polizeiliche Anwendungen
Kriminalität
Altersbestimmung von Sexualmördern
Einbeziehung von NGOs in die Kriminalprävention
Erstversorgung nach sexualisierter Gewalt und Paargewalt
organisierter KFZ-Diebstahl in internationaler Perspektive / Ausbau präventiver Möglichkeiten durch internationale Kooperation
Präventionsorientierte Analyse von Gewaltdelikten gegen homosexuelle Männer
rechte Gewalt / Klassifikation einschlägiger Tötungsdelikte
Übertragung zeitbasierter Geodaten zur Aufklärung von Fahrraddiebstählen
Krisen- und Katastrophenschutz
Bewältigung eines größeren Legionellen-Infektionsausbruchs
Bürgernahes Krisenmanagement aus sozialwissenschaftlicher und rechtlicher Perspektive
Energie- und Kraftstoffversorgung von Tankstellen und Notstromaggregaten bei Stromausfall
Erhöhung der Kompetenz staatlicher Stellen beim Management von Krisen durch Schulung und Trainings
Gewinnung von ehrenamtlichen Kräften mit Migrationshintergrund durch Hilfsorganisationen
Krisenprävention, Stabilisierung, Konfliktnachsorge und Humanitäre Hilfe durch das Auswärtige Amt
Sicherung der Funktionsfähigkeit der Sicherheits- und Ordnungsbehörden bei Stromausfall.
Verbessertes Krisenmanagement durch IT-unterstützte Krisensimulation
Öffentliche Ordnung und Sicherheit
Abwehr von unbemannten Flugobjekten durch Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
Aufgaben, Qualifikation und institutionelle Zuordnung des Gewerbeaußendienstes
Dynamische Sicherheitsarrangements in Städten
Evaluierung des Hessischen Jugendstrafvollzuges
Police Accountability - Towards International Standards
Real Time Security Management System für Straßen Infrastrukturen
Polizeiorganisation
Diagnose von Führungsmotivation im Geschlechtervergleich
Entwicklung und Evaluation eines Trainings zum Investigativen Interview mit Kindern
Gewinnung geeigneter Kräfte durch Auswahlverfahren
Konzept zur Vernehmungsfortbildung in der Berliner Polizei
Vorhersage von Formen kontraproduktiven Verhaltens und Radikalisierungstendenzen in der polizeilichen Personalauswahl
Werden die in Öffentlichkeitsarbeit kommunizierten Werte und Grundsätze in Polizeibehörde mitgetragen und „gelebt“?
Radikalisierung / Extremismus
islamistische/salafistische Radikalisierung – Evaluation der Berliner Präventionsprogramme
Jugendarbeit, Polizei und rechte Jugendliche in den 1990er Jahren
politisches Engagement von linksaffinen Jugendlichen
Reduktion feindseliger Attributionen bei Heranwachsenden
Wirkung von Verboten gegen rechtsextreme Vereinigungen
* Doppelnennungen möglich
** Nachfolgende Übersicht beruht auf allgemeinen thematischen Zuordnungen der einzelnen Forschungsprojekte. Einige Themenfelder sind durch jeweils mehrere Projekte abgedeckt. Dies ist insbesondere bei sog. Nachfolgeprojekten der Fall.